BETTNÄSSEN | MEHR VERSTÄNDNIS AUS BAUTZEN
Wir möchten die Sprachlosigkeit aufheben und Betroffenen aufzeigen, was Sie selber zunächst verstehen können und dann mit Ihnen gemeinsam aktiv werden. Sie wissen ja schon, Harn- und Stuhlinkontinenz dürfen keine Tabuthemen bleiben!
Nach Allergien ist bei Kindern das Einnässen die zweithäufigste Problematik und das häufigste urologische Symptom. Sie werden sicher zustimmen, dass sowohl das Kind als auch die Eltern dadurch stark belastet sind. Leider wissen nur Wenige, dass hinter dem Einnässen die verschiedensten Ursachen stecken können. Auch, dass es nur selten durch psychische Ursachen ausgelöst wird. Denn auch auf diesem Gebiet sind Kinder keine kleinen Erwachsenen. Die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einer Blasenschwäche und/oder des Urinverlustes können sich deutlich von denen beim Erwachsenen unterscheiden.
Was bedeutet eigentlich Einnässen bei Ihrem Kind?
Mit dem Begriff Einnässen bezeichnen wir einen unfreiwilligen Urinabgang, der sowohl am Tag als auch in der Nacht geschehen kann. Bis zum 5. Lebensjahr Ihres Kindes ist es noch völlig normal, dass ein Kind hin- und wieder mal einpullert. Wird das Kind älter, so können ein Reihe von Ursachen dahinter stecken. Wesentlich ist zu unterscheiden, ob ein reines nächtliches Einnässen, auch Bettnässen medizinisch Enuresis (nocturna) genannt oder aber ein Einnässen in der Nacht mit zusätzlichen Tagessymptomen (Enuresis diurna) einhergeht.
Wann sprechen wir von Bettnässen?
Das Bettnässen bezeichnet das alleinige Einnässen im Schlaf und mindestens an zwei Nächten pro Monat nach dem 5. Lebensjahr ohne Tagessymptomatik. Und das wenn keine Harnwegsinfektion vorliegt. Übrigens sind Jungen doppelt so häufig betroffen wie Mädchen. Sie sollten dabei wissen: Am häufigsten also 33% der 5-Jährigen nässen noch nachts ein. Jedes Jahr bilden sich bei 15% der Betroffenen die Symptome aber spontan zurück, so dass sie keinerlei Behandlung benötigen. Als sogenannte primäre Enuresis wird ein von Geburt an bestehendes nächtliches Einnässen, dies ohne längere trockene Phase genannt. Als sogenannte sekundäre Enuresis benennt Ihr Arzt das neuerliche Einnässen nach einer bereits vorausgegangenen und mindestens 6-monatigen trockenen Phase. Der Vollständigkeit halber erwähnen wir gerne, dass nur in 3-4% der Fälle das Einnässen auch über das 18. Lebensjahr hinaus bestehen bleibt.
Was kann hinter dem nächtlichen Einnässen stecken?
Die Ursachen des Einnässens sind noch nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich spielen dabei Entwicklungsverzögerungen der Blasenkontrolle und der Regulation der Urinproduktion Ihres Kindes die entscheidende Rolle. Folgende Faktoren können wir unterscheiden:
- Die Blasenkapazität ist nicht altersentsprechend ausgebildet und die Harnspeicherung zu gering.
- Manchmal ist unzureichende Hormonbildung in der Hirnanhangdrüse, dem sogenannten ADH = Antidiuretischen Hormon ein Grund für eine übermäßige Urinproduktion in der Nacht, was zum Einnässen führen kann.
- Manche Kinder schlafen zu tief; eine entsprechend ausreichende Weckbarkeit durch den Reiz der vollen Blase bleibt aus und kann Folge einer mangelnden Reifung von Nervenbahnen sein.
- Solche Störungen können auch erblich bedingt sein. Sie werden zum Teil aber auch durch Umgebungseinflüsse bestimmt.
- Ein nicht zu unterschätzender Faktor sind falsche Trinkgewohnheiten: Viele Kinder trinken erst am späten Nachmittag oder am Abend die Haupttrinkmenge. Trinken die Kinder tagsüber wenig, fehlt ein wichtiger Reiz, der die altersentsprechende Vergrößerung der Blasenkapazität anregt. Holen die Kinder abends das Trinken nach, kann dies mit der Folge geschehen, dass die Blase überlastet wird. Das was in den 2 Stunden vor dem zu Bettgehen getrunken wird, kann dann erst in der Nacht verstoffwechselt und ausgeschieden werden.
- Psychische Ursachen hat man vor allem früher für das Einnässen verantwortlich gemacht. Solche sind natürlich möglich und können bei Kindern, die nach einer bereits längeren trockenen Phase wieder einnässen eine Rolle spielen. Müssen jedoch nicht jedes Einnässen untersetzen.
So das soll uns und hier genügen. Das vorgenannte soll ein wenig zu Ihrer Aufklärung beitragen, denn gerade bei diesem Feld gibt es sehr viele Fehlinterpretationen. Viel kann schon erreicht werden, wenn wir gemeinsam die richtige Bewertung der Beschwerde auf den Grund gehen. Und die gute Nachricht ist: Sie können viel zur Genesung Ihrer Kinder selber beitragen.
Ihre Michaela Hähnichen.