BECKENBODENFUNKTION
Unser Beckenboden
Mit seinen drei Muskelschichten, von Bindegewebe durchzogen, bildet der Beckenboden im knöchernen Becken den Abschluss unseres Rumpfes. Mit der umliegenden Bauch- und Rückenmuskulatur funktioniert er im Team stabilisierend und unterstützt die aufrechte Körperhaltung. In Verbindung mit dem Zwerchfell lässt er sich durch die Atmung positiv beeinflussen. Er spielt eine entscheidende Rolle für den sicheren Verschluss der Blase, des Darmes aber auch für die Entleerung. Bei Frauen empfängt der Beckenboden, trägt und hält in der Schwangerschaft das Baby bis zur Geburt – er öffnet sich und gibt den Weg für neues Leben frei. Ob Mann oder Frau unterstützt er eine erfüllte Sexualität. Der Beckenboden ist ein Zentrum unseres Körpers – eine Basis unserer Lebensqualität.
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Inkontinenz
Ich möchte an dieser Stelle auch einmal über eine mir wichtige Irritation sprechen und ein wenig Klarheit ins Bild setzen. Inkontinenz ist nicht gleich Inkontinenz und die Ursachen sind sehr vielfältig: eine Schwäche oder Verspannung der Beckenbodenmuskeln, Verletzungen z.B. bei der Geburt (z.B. Dammriss) oder eine Operation im Becken (an Gebärmutter oder Prostata bei Männern), hormonelle Veränderungen (wie in den Wechseljahren), eine Veranlagung zu „schwachem Bindegewebe“, jahrelange starke körperliche Belastungen wie schweres Heben und Tragen im Beruf oder bei chronischen Erkrankungen der Atemwege durch ständige Druckbelastung beim Husten oder auch bei Erkrankungen mit Schädigungen der Nerven wie Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer-Krankheit, Querschnittslähmung u.a.
Das Ergebnis ist immer dasselbe: Wenn sie Stuhl oder Urin nicht mehr richtig halten können, ist das den meisten Menschen sehr peinlich. Viele Betroffene ertragen ihre Erkrankung still, trauen sich nicht einmal, bei ihrem Arzt derartige Probleme und Beschwerden anzuschneiden. Stattdessen versuchen sie, eigene Strategien zu entwickeln, mit der Situation zurechtzukommen. Sie helfen sich mit Vorlagen und Eigen-Übungen aus dem Internet. Hausmittelchen, und der lieb gemeinten Empfehlung der guten Freundin, die jemanden kennt, die jemanden kennt.
Eine erste Anregung zum Nachdenken rundum Harninkontinenz und Darmschwäche können die Inhalte dieser Seite liefern. Doch dann heißt es:
Mutig sein und das heikle Thema beim Arzt ansprechen.
ARTEN DER INKONTINENZ
Sehen Sie hier: Es gibt drei verschiedene Arten von Inkontinenz. Experten erklären die Unterschiede und sprechen über mögliche Behandlungen.
VOJTA THERAPIE
Die Vojta-Therapie
Lesen hier einmal alle spannenden und bewegenden Hintergründe zur Geschichte der Vojta-Therapie. Mir persönlich liegt jeder Weg nahe, Menschen in der Entwicklung zu begleiten. Gerade der innere Ansatz der Vojta-Therapie, auch die Eltern zur integrativen Unterstützung der Therapie Ihres Kindes einzubinden, liegt uns dabei am Herzen.
Herr Prof. Dr. Václav Vojta, geboren am 12. Juli 1917 in Mokrosuky-Böhmen, Tschechische Republik, gestorben am 12. September 2000 in München, war ein Kinderarzt und Neurologe. 1968 emigrierte er von Prag nach Deutschland und arbeitete an der orthopädischen Universitätsklinik in Köln und am Kinderzentrum in München. Seit 1990 lehrte er bis zu seinem Tode an der Karls-Universität in Prag.
Die Grundlagen seiner Diagnostik und Therapie entwickelte Prof. Vojta zwischen 1950 und 1970 – das Vojta-Prinzip, ausgehend von der Reflexlokomotion oder auch Reflexfortbewegung. Während dieser Zeit, wollte er ein Konzept zur Behandlung von bewegungsgestörten Kindern entwickeln. Er konnte beobachten, dass bei diesen Kindern wiederkehrende motorische Reaktionen an Rumpf und Extremitäten (Gliedmaßen) auf bestimmte Reize in bestimmten Körperlagen auftraten. Folglich zeigten diese Kinder eine verbesserte Sprache sowie mehr Sicherheit beim Aufstehen und Gehen.
Prof. Vojta konnte feststellen, dass jeder Mensch die Bewegungsentwicklung genetisch in seinem Gehirn gespeichert hat. Bestätigung dafür erfuhr er, als sich diese Bewegungsmuster bei gesunden Neugeborenen regelmäßig auslösen ließen. Es schloss daraus, dass es sich bei den Bewegungsabläufen der behinderten Kinder um Blockaden in der Bewegungsentwicklung handeln könne.
Aus dieser Erfahrung heraus entwickelte Prof. Vojta die Vojta-Therapie, welche eine ganzheitliche Behandlung dieser Störungsbilder bei Säuglingen, Kindern und Erwachsenen beinhaltet sowie eine Frühdiagnostik von Störungen von Haltung und Bewegung im Säuglingsalter. Dazu gehören, damals wie heute, das genaue Beobachten und Beurteilen der Bewegungsmuster in der Spontanmotorik, die Lagereaktionen sowie die Beurteilung der Entwicklung der primären Reflexe (sog. Primitivreflexe) in ihrer Dynamik.
Die Inhalte der Vojta-Therapie / Das Vojta-Prinzip
Wie schon erwähnt, bildet die Reflexlokomotion die Grundlage der Vojta-Therapie. Dabei werden elementare Bewegungsmuster bei Menschen mit einem geschädigten Zentralnervensystem und Bewegungsapparat, zumindest in Teilbereichen, wieder zugänglich. Diese Reflexbewegungen werden auf „reflexogenem“ Wege aktiviert, bezogen auf die von außen durch den Therapeuten gesetzten Reize und deren bestimmte, immer gleichermaßen „automatisch“ vorhandene Bewegungsantworten.
Bei der Vojta-Therapie liegt der Patient in Bauch-, Rücken- oder Seitenlage und der Therapeut übt einen gezielten Druck auf bestimmte Körperzonen aus. Diese Reize führen bei Menschen, jeden Alters, automatisch und ohne aktive Mitarbeit des Jeweiligen, zu zwei Bewegungskomplexen:
Dem Reflexkriechen (Kriechbewegung) in der Bauchlage und dem Reflexumdrehen aus der Rücken- und der Seitenlage. Das Reflexkriechen führt in eine Art Kriechbewegung. Das Reflexumdrehen beginnt in der Rückenlage und geht über die Seitenlage zum Krabbelgang über. Es kommt zu einer koordinierten und rhythmischen Aktivierung der gesamten Skelettmuskulatur. Dabei wird das Zentralnervensystem in unterschiedlichen Schaltungsebenen angesprochen. Bereits beim Neugeborenen sind die in bestimmten Ausgangstellungen durch Druckreize ausgelösten motorischen Reaktionen vollständig auslösbar. Diese laufen regelmäßig und zyklisch ab und sind beliebig oft reproduzierbar. Damit werden alle motorischen Bewegungen beim Menschen sichtbar angesprochen, welche in der Entwicklung vom Greifen, Umdrehen, Krabbeln, Aufstehen und Gehen auftauchen. Laut Prof. Vojta sind diese auch bei Kindern, in einem Stadium der Entwicklung vorhanden, in dem sie diese Fähigkeit noch nicht spontan aufweisen.
Für spontane Bewegungen im Alltag werden auch unbewusst eingesetzte Muskelfunktionen, insbesondere an der Wirbelsäule und auch an den Armen und Beinen, den Händen und Füßen sowie dem Gesicht benötigt. Durch den therapeutischen Einsatz der Reflexlokomotion werden diese Funktionen beim Patienten aktiviert.
Eine Annahme von Prof. Vojta war es, dass es zur „Freischaltung“ oder „Neubahnung“ innerhalb der funktionellen Blockaden nervlicher Netzwerke zwischen Gehirn und dem Rückenmark kommt, wenn diese „reflexartigen“ Bewegungen wiederholt beim Patienten ausgelöst werden.
Die Vojta-Therapie und somit die therapeutische Anwendung der Reflexlokomotion zielt auf die Verbesserung der Haltung (Aufrichtung) und Fortbewegung. Die Gleichgewichtsfähigkeit beim Bewegen („posturale Steuerung“), die Aufrichtung gegen die Schwerkraft und die zielgerichtete Greif- und Schrittbewegungen der Extremitäten („phasische Beweglichkeit“) sollen wieder zugänglich und nutzbar gemacht werden.
Bewegungsfunktionen wie Greifen, Drehen oder Gehen werden nicht geübt. Stattdessen vermittelt die therapeutische Aktivierung der Reflexbewegungen einen Zugriff auf Zentralnervensystem auf die für eine bestimmte Haltung oder Bewegung notwendigen, einzelnen Bewegungsteilmuster. Diese Teilmuster sind dem Patienten nach der Behandlung mit der Vojta-Therapie spontan verfügbarer. Im Gehirn wird diese „Normalbewegung“ gespeichert. Bei regelmäßiger Wiederholung wird ein Training von Ausweichbewegungen (Kompensationen oder Ersatzbewegungen) vermieden. Die Teilmuster erfassen alle Bausteine der motorischen Entwicklung des Menschen bis zum freien Laufen. Der aktivierte Zustand dieser Teilmuster hält auch noch nach der Therapie an und kann dadurch die Spontanbewegungen des Kindes oder Erwachsenen positiv beeinflussen. Sich aktiver halten und bewegen zu können, ermöglicht den Patienten mehr Auseinandersetzung mit der Umwelt und Gelegenheit zum Sammeln von neuen Erfahrungen, was auch eine zunehmende emotionale Sicherheit bewirken kann.
Zusätzlich zu komplexen motorischen Abläufen können folgende Bereiche des menschlichen Körpers aktiviert bzw. beeinflusst werden:
- Augenbewegung (Okkulomotorik)
- Zungen- und Kieferbewegungen (Orofaziale Motorik) auch vegetative Funktionen
- Regulation von Blasen- und Darmfunktion
- Atmung
- Saugen und Schlucken
Antworten auf einige der wichtigsten Fragen:
Für wen ist Vojta-Therapie geeignet?
Bei Säuglingen und Kindern jeden Alters kann die Vojta-Therapie gleichermaßen angewendet werden und erfolgt nach entsprechender ärztlicher Diagnose mit entsprechend formuliertem Therapieziel. Es gilt dabei: „So früh wie möglich…“
Je jünger die kleinen Patienten sind bzw. wenn sich noch keine sogenannten motorischen Kompensationsmuster (Ersatzmuster) entwickelt und fixiert haben, können die besten Resultate mit der Vojta-Therapie erzielt werden. Deshalb ist es wichtig, so früh wie möglich mit der Behandlung zu beginnen.
Irritationen durch schreiende Babys in der Therapie?
Der therapeutisch gewünschte Aktivierungszustand äußert sich bei Säuglingen während der Behandlung auch durch ein „Schreien“. Ein oft gemachter Fehler der Zusehenden oder Involvierten ist, dies als eine negative Erscheinung zu bewerten. Klar ist, dass dies bei Eltern verständlicherweise zu Irritationen führen kann. Es lässt sie vermuten, dass sie ihrem Kind „wehtun“. Wissen Sie bitte: Schreien ist in diesem Lebensalter ein wichtiges und adäquates Ausdrucksmittel Ihrer Lieblinge, die so auf ungewohnte Aktivierungen und auch im Allgemeinen reagieren müssen.
Meist ist nach einer kurzen Eingewöhnungszeit eine deutliche Veränderung dieser Irritation zu bemerken, denn das Baby weiß dann einzuschätzen, was auf es zukommt und kennt sogar die schönen Effekte danach. Interessant dabei ist der schnelle Gewöhnungsfaktor der Patienten und die deutliche Befreiung der Eltern, die dann auch schnell bemerken, welch ein schönes Gefühl es ist, aktiv am Wohlsein Ihrer Kinder Beiträge zu leisten. Bei größeren Kindern, die sich sprachlich schon äußern können, tritt dieser Irritations-effekt zu meist gar nicht erst auf, die gefühlte Aktivierungs-Befreiung danach wird von den Patienten zumeist mit einem Strahlen belohnt.
Vojta-Therapie für Erwachsene?!
Vojta-Therapie findet Anwendung sowohl in der Akutphase von Erkrankungen als auch in der nachfolgenden Rehabilitation bei Erwachsenen mit erworbenen Schädigungen (Beeinträchtigungen der peripheren und zentralnervösen Steuerung der Bewegung)
Dadurch kann auf ehemals gesunde Bewegungsmuster zugegriffen werden. Dabei zielt die Behandlung auf die Vermeidung von Folgeerscheinungen wie Schmerzen, Funktionseinschränkungen und Kraftverlust. Eine Aktivierung auf höhere kortikale Funktionen wie Motivation, Konzentration, Ausdauer, Sprachanbahnung, Handlungsvielfalt, Sensorik und Psyche können als ein gewünschter Nebeneffekt auftreten.
Im Vordergrund steht die Wiederherstellung der Alltagskompetenz des Patienten – mehr Teilhabe an Aktivitäten, die Familie, Schule, Beruf, Freizeit und Weiteres betreffend und ein Zugewinn an Lebensqualität.
Wann soll Vojta-Therapie nicht angewendet werden?
Bei akuten fieberhaften bzw. entzündlichen Erkrankungen, Impfungen mit Lebendimpfstoffen nach Maßgabe des Arztes (i.d.R. bis 10 Tage nach der Impfung) und bestehender Schwangerschaft ist die Vojta-Therapie kontraindiziert. Auch bei allen Erkrankungen, die das Allgemeinbefinden einschränken, wird die Vojta-Therapie je nach Belastbarkeit des Patienten kürzer durchgeführt. Ein Pausieren ist dabei nicht notwendig.
Einfluss auf Entwicklung und Kommunikation?
Durch die Vojta-Therapie wird die Bewegungskoordination beim Greifen, beim Aufrichten, Laufen und beim Sprechen positiv beeinflusst. Das behandelte Kind oder der Erwachsene kann durch diese positive Veränderung leichter und umfassender seine Bedürfnisse und Wünsche kommunizieren und ihnen spontaner nachkommen, wodurch sich mehr Zufriedenheit und Harmonie, weniger Frustration bei den Patienten einstellt. Die erreichte positive Grundstimmung kann sich also auch auf eine Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit auswirken.
Erfahrungsgemäß beschreiben ältere Kinder und Erwachsene, dass sie nach der Vojta-Behandlung ein „leichteres“ Bewegungsgefühl verspüren.
Durch die Vojta-Therapie kann der Patient eine Verbesserung seiner Möglichkeiten zum motorischen Lernen und dem Sammeln von Erfahrungen mit seinem Umfeld erhalten.
Was sind Ihre notwendigen Schritte? Wie ist der weitere Ablauf?
Die Überweisung zur Vojta-Therapie erfolgt über den behandelnden Arzt (wie Kinderarzt, Kinderneurologe, Neurologe). Nach einer sorgfältigen Anamnese und Befundaufnahme legt der Vojta-Therapeut gemeinsam mit den Eltern bzw. dem Patienten die Ziele der Therapie fest und erstellt ein auf das Kind oder den Erwachsenen individuell abgestimmtes Therapieprogramm, welches in regelmäßigen Intervallen der Entwicklung des Kindes oder Erwachsenen angepasst wird.
Wie oft sollte Vojta therapeutisch angewendet werden?
Die Therapie wird dem Krankheitsbild entsprechend oft festgelegt und dann im weiteren der Entwicklung angepasst. Der Erfolg der Vojta-Therapie ist neben der Grunderkrankung abhängig von der bestimmten Übungsintensität und der Genauigkeit. Deshalb ist es wichtig gerade beim Säugling oder Kleinkind die Behandlung in der Regel mehrmals am Tage durchzuführen und zwar zwischen fünf bis zwanzig Minuten. Genau deshalb ist die Anleitung der Eltern oder entsprechender Therapiebegleiter aus dem Beziehungsumfeld der kleinen Patienten so entscheidend und integrativ wichtig.
Um dies zu gewährleisten, werden die Eltern bzw. Bezugspersonen, bei Erwachsenen der Ehe- oder Lebenspartner (u.a. nahe stehende Personen), von Anfang an in der Durchführung der Vojta-Therapie für zu Hause angeleitet.
Wie ich zu Beginn des Textes schon ausführte: Für mich als Therapeutin ist genau das ein wesentlicher Aspekt in einer zielführenden Behandlung nach Vojta.
Ihre Michaela Hähnichen
(Quelle: „Therapiekonzepte auf den Punkt gebracht/ Das Vojta-Prinzip-Wolfram Müller“/ www.vojta.com)