Die Berufung des Physiotherapeuten
Wir glauben sagen zu können, dass unser Berufsstand leider immer noch nicht die ihm gebührenden Anerkennungen erfährt. Dies gilt in vielen Fällen leider für Patienten, Ärzte und auch für unsere Krankenkassen. Am schärfsten allerdings zielt unsere Kritik auch auf uns selbst. Denn auch wir, die Physio`s, sind leider auch nicht besonders gut darin, unsere Arbeit wirklich, richtig und wichtig zu sehen.
Von allen Seiten betrachtet, bringt es der bekannte „Fernsehdoktor“, Eckart von Hirschhausen hier in der DM-Zeitung, Alverde-Magazin auf den Punkt:
Er sagt: „In der Klinik war ich immer neidisch auf die Physiotherapeuten, weil sie einen sehr viel engeren Draht zu den Patienten hatten. Sie berührten, lockerten, übten. Damals hießen sie noch „Krankengymnasten“, was den Wert ihrer Ausbildung und ihres Könnens nicht abbildet. Denn ihr Wissen um den Körper ist eben nicht wie bei den Ärzten anatomisch, sondern sie denken in Bewegungsabläufen, in funktionellen Muskelketten und in Spielern und Gegenspielern, weshalb es für sie zum Beispiel bei Rückenschmerzen Sinn macht, sich mit den Bauchmuskeln zu beschäftigen.
Ein guter Körpertherapeut ist weit mehr als ein Masseur oder „Knetmäuschen“, wie sie manchmal abfällig genannt wurden. Leider haben die Kassen die Behandlungszeiten im ambulanten Bereich inzwischen auf absurde Minutentaktungen gekürzt, was nicht reicht, um einen verkürzten Muskel zu lockern und zu dehnen und dem Patienten zu zeigen, wie er eigenständig weiterüben kann. Pro Jahr absolvieren circa 5.300 Menschen* in Deutschland die dreijährige Ausbildung, darunter doppelt so viele Frauen wie Männer.
Es ist meiner Ansicht nach völlig absurd, dass Physiotherapeuten bis heute für ihre Ausbildung an den Berufsfachschulen selber bezahlen müssen, Medizinstudenten dagegen ihr teures Studium von der Allgemeinheit finanziert bekommen. Seit wenigen Jahren gibt es endlich auch akademische Wege zur Physiotherapie mit Bachelor und Masterstudiengängen. Bei derzeit rund 192.000 beschäftigten Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten in Deutschland liegt der Anteil der Hochschulabsolventen bei rund 2.000. Auch gibt es erst wenige Stellen für wissenschaftliche Forschung.
Typische Arbeitsplätze sind in Krankenhäusern, in physiotherapeutischen Praxen, Rehabilitationszentren, aber auch im Fitness- und Sportbereich. In vielen Bundesländern gibt es wie auch in der Pflege einen offensichtlichen Fachkräftemangel. Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten leisten einen wertvollen Beitrag zur Gesundheitsversorgung. Ihr niedriges Gehalt steht dazu allerdings in keinem Verhältnis. Ihr Eckart v. Hirschhausen“
Ob wir gemeinsam einen Schritt machen und diesen Schritt in die Anerkennung gehen, hängt nicht zuletzt davon ab, wie wir uns nach Außen präsentieren.
Ich persönlich war, zum Beispiel, gestern bei einem Gynäkolgen-Kongress in unserer Region. Toll organsierteund sehr informative Veranstaltung.
Entsetzt bin ich darüber, das ich dort die einzige Vertretung unserer Zunft gewesen bin. Sehr schade.
Da müssen wir uns nicht wundern, wenn sogar die Politik uns nicht so recht auf den Schirm nimmt. Nun gut.
Auf welchem Weg auch immer. Dazu wollen wir hier auch Mut machen. Nehmen wir uns auf den Schirm.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Ihre Michaela Hähnichen und Dorothea Scholz